Betreuungsgeld: “Herdprämie” oder Förderung von Wahlfreiheit für Familien

Vor allem auf Druck der CSU hatte die schwarz-gelbe Koalition beschlossen, dass Eltern, die ihre Kinder unter drei Jahre selbst betreuen, von 2013 an ein sogenanntes Betreuungsgeld erhalten, zunächst 100 und später 150 Euro im Monat. Familienministerin Schröder soll bis zur Sommerpause einen entsprechenden Gesetzesentwurf vorlegen.  – So ist zumindest der Plan, der bundesweit heftige Diskussionen auch in den eigenen Reihen der CDU auslöst und zum Belastungstest der Koalition wird.
Dabei gibt es längst Belege für die negativen Auswirkungen dieses Vorhabens: Die Süddeutsche berichtet von einer Studie, die belegt, dass sich das Betreuungsgeld, – von Kritikern auch „Herdprämie“ genannt-, in Schweden und Finnland negativ auf die Gleichberechtigung auswirkt und Menschen mit geringem Einkommen davon abhält, ihre Kinder in eine Kita zu schicken.
Das wäre auch für eine  junge, wachsende, interkulturelle Stadt  wie Köln fatal. Mit einem Anteil von fast 50 % von Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter 18 Jahre (Quelle: Amt für Stadtentwicklung und Statistik Köln) ist eine Integrationsleistung im Bildungssystem für ein gelingendes Zusammenleben der Kölner Gesellschaft nur zu realisieren, wenn gemeinsame Erziehung bei der frühkindlichen Förderung in den Kitas ansetzt.
Die Kitas des Kölner Caritasverbandes mit ihrem besonderen Sprachförderkonzept und entsprechend qualifizierten Erzieherinnen leisten hier vorbildliche und erfolgreiche Arbeit. Auch in den Handlungsempfehlungen des  „Konzeptes zur Stärkung der integrativen Stadtgesellschaft“ heißt es:  „Maßnahmen der Kindertagesbetreuung für unter Dreijährige werden – auf der Grundlage der gesetzlichen Vorgaben – ausgebaut, um soziale und /oder herkunftsbedingte Benachteiligungen frühzeitig abzubauen.“ (S. 19)

Bundesweit hat das Betreuungsgeld in der Bevölkerung wenig Rückhalt: In einer Emnid-Befragung für das Magazin “Focus” sprachen sich 76 Prozent der Befragten gegen das Betreuungsgeld aus und möchten, dass die dafür vorgesehenen Gelder in den Ausbau der Kita-Plätze fließen.

Die ursprüngliche Idee einer Einführung des Betreuungsgeldes ist die Stärkung und Honorierung der Wahlfreiheit bei der Kinderbetreuung.
Solange aber die strukturellen Rahmenbedingungen noch nicht für eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf hergestellt sind, meistens ein Einkommen nicht reicht, um eine Familie zu ernähren, brauchen wir den Ausbau und die Förderung von Kita-Plätzen für Unter-Drei- und Über-Dreijährige. Hier müssen alle Anstrengungen und Gelder hinfließen. Betreuungsgeld ist ein Signal in die falsche Richtung!

Es ist zu hoffen, dass Familienministerin Kristina Schröder, nachdem sie jetzt zweieinhalb Jahre im Amt ist, doch noch Profil zeigt und für Rahmenbedingungen kämpft, die echte Wahlfreiheit ermöglichen.
Wenn Politiker aller Parteien sich über die Parteigrenzen hinweg gegen das ewig gestrige Modell des Betreuungsgeldes und für eine zukunfts-, und familienfreundliche Politik stark machen, lässt sich diese Entscheidung vielleicht noch abwenden, – mit den hoffentlich positiven Auswirkungen auf die Situation in unserer Stadt und der frühkindlichen Förderung in den Kitas.

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2 Kommentare zu “Betreuungsgeld: “Herdprämie” oder Förderung von Wahlfreiheit für Familien

  1. Echte Wahlfreiheit bedeutet, dass man mindestens zwei gleichwertige Alternativen hat. Ohne einen extrem ambitionierten Ausbau von KITAS ist diese Argumentantion der CDU ein schlecher Witz.

  2. In der abwertenden Bezeichnung „Herdprämie“ für das die Leistung für Erziehung und basale kognitive Entwicklung bescheiden anerkennende Betreuungsgeld kommt eine Verachtung von jungen Frauen und Müttern zum Ausdruck, die nur mit einer gezielten Diskriminierung gleichzusetzen und somit strengstens zu verurteilen ist.
    So toll sind Krippen für 0 – 3jährige Kleinstkinder nicht, für die seltsamerweise linke und gewerkschaftsnahe Parteien als auch Wirtschaftslobbyisten (Arbeitgeberpräsident HUNDT; Präsident von Gesamtmetall DULGER) wie wild trommeln: „Befreit die Mütter von ihren Kindern und fesselt sie an die Maschinen“
    Nicht nur die Familie, sondern vorallem die Schwächsten, die Kinder, werden möglicherweise ernste Probleme bekommen und damit die Zukunft unseres Volkes.
    Ausgerechnet diejenige Partei, die sich für die Schwachen einsetzen will, argumentiert reflexhaft gegen das Betreuungsgeld und trifft damit die Schwächsten der Gesellschaft.
    Die Krippe scheint eine Einrichtung zum Wohlergehen von Erwachsenen zu sein, denn ein bezüglich der sehr frühen Krippenaufbewahrung nicht ausreichend beachtetes Problem (neben zu befürchtender erhöhter Stresshormonausschüttung infolge “learned helpnessless” und Wachstumshormonmangel infolge reduziertem Langsamen-Wellen-Schlaf in der Krippe) ist die mögliche Störung bzw. Verzögerung der frühkindlichen Sprachentwicklung. Ein wichtiger Unterschied zwischen Tier und Mensch ist die Sprache auch als Basis des Denkens. Mangelnde primäre (besonders 0 – 1,5 Jahre) frühkindliche Sprachentwicklung hat oft die Folge von Lese- und Rechtschreibstörungen und letztlich ungünstiger kognitiver Entwicklung.
    Dadurch ist zu erwarten, dass die wichtigste Resource, welche unser Volk besitzt, nur ungenügend sprachlich und kognitiv entwickelt geerntet wird. (Siehe Ärztereport der Barmer Ersatzkasse vom Januar 2012 mit bereits jetzt schon ca. 40% sprachgestörten Kindern im Alter von 5-6 Jahren (Gründe: Zunahme Tagesmütter: 2006 ca. 14%, bereits 2010: 23%;; enorme Lärmpegel in Kitas); logopädische Behandlungskosten etwa 1 Milliarde Euro).
    Warum heißt es Muttersprache und nicht Vatersprache?
    Bereits ab der 20. Gestationswoche hört der Foet im Mutterleib flüssigkeitsangekoppelt die Mutterstimme und ist nach der Geburt massiv darauf fixiert, sodass eine längere (max. bis zu 3 Jahren) dyadenspezifische Beziehung zwischen diesen beiden Personen notwendig ist, zumal in diesem Zeitraum zumindest zwei kürzere Phasen besonders begierigem Sprechlernen des Kleinkindes individuell verschieden auftreten (siehe “Vergewaltigung der menschlichen Identität; über die Irrtümer der Gender-Ideologie”)

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