Aufhebung der Anonymität im Netz – ist das die Lösung?

Fake news, Hasskommentare, ein amerikanischer Präsident, der über wütende Tweets Politik machen will…

Manchmal drängt sich der Gedanke auf, ob es die Mühe lohnt, sich gegen die Populisten im Netz zu stellen. Klar ist, es gibt keine Alternative. Jetzt erst recht! Überlassen wir die Sozialen Netzwerke nicht denen, die diese Medien für ihren Hass missbrauchen.

Was können wir tun? www.no-hate-speech.de und www.hasshilft.de sind nur zwei Beispiele für kreative Wege.

Und bei Hasskommentaren? Statt ignorieren, sollten wir:

  • Löschen und anzeigen,
  • Moderieren,
  • Diskutieren,
  • oder mit Humor reagieren.

Und gerade in diesem Wahljahr müssen wir viele im Netz werden, die allen zeigen, dass Minderheitenmeinungen durch Trolle und Social Bots aufgebauscht werden zu vermeintlichen Mehrheiten.

Was ist mit der Forderung, die Anonymität im Internet aufzuheben?Die allgemeine Diskussion dazu ist kontrovers. Klar, wer sich hinter einem Pseudonym versteckt, dem fällt es leichter, Hass auszuschütten oder sogar zu Gewalt aufzurufen. Aber was ist mit den vielen Foren und Plattformen, in denen Pseudonyme es erleichten oder sogar die einzige Möglichkeit sind, sich zum Beispiel über Krankheit auszutauschen.

Dazu gibt es, denke ich, keine einfache Antwort. Eindeutig ist aber die Forderung, dass Plattformen wie Facebook bei Strafermittlungen die wahren Identitäten herausgeben müssen.

infopostkarte-fachtag_sozialimnetz_24-01-2017_Morgen, auf unserem Fachtag “Sozial im Netz” diskutieren wir dieses Thema.  Und wie wird die Soziale Arbeit in der digitalen Zukunft aussehen?

Mehr dazu unter www.caritas-fachtag.de und morgen direkt vom Fachtag aus den Workshops heraus und über die Vorträge u.a. von

photography © Esra Rotthoff 2013 www.esrarotthoff.com

photography © Esra Rotthoff 2013
www.esrarotthoff.com

Raul Krauthausen @raulde über den Twitterhashtag #sozialimnetz

 

Der Hass im Internet

Jetzt ist es schon so weit: Hasskommentare im Netz werden fast zur Gewohnheit. Das Ignorieren dieses ganzen Mülls, der einem dort entgegenschlägt, ist manchmal das einzig Erträgliche. Oft ist es auch das einzig Richtige, die provozierte Aufmerksamkeit zu entziehen.

Ich will und möchte mich aber nicht daran gewöhnen. Ich möchte diesen Brandstiftern nicht das Feld der Sozialen Netzwerke überlassen, in deren Anonymität sie sich sicher fühlen.
Es ist unerträglich, dass eine Kollegin im Netz von rechtem Pöbel verbal angegriffen und beschimpft wird. Dass die Staatsanwaltschaft die Ermittlung nach kurzer Zeit ohne Sichtung der Beweismittel einstellt. Es ist unerträglich, dass ein Spiegel online-Artikel über junge männliche Flüchtlinge in unserem Caritas-Jugendcafe, die alles daran setzen, sich hier zu integrieren und anzukommen, überflutet wird mit Hasskommentaren, so dass die Kommentarfunktion komplett geschlossen werden muss. Und so lassen sich endlos weitere Beispiele finden.

Es kann nicht sein, dass das Netz Übergriffe duldet, die im realen Leben geahndet werden. Anzeigen müssen ernst genommen und alle rechtlichen Möglichkeiten ausgeschöpft werden. Facebook und YouTube sollten zudem wesentlich konsequenter und schneller Beiträge löschen, die als beleidigend und diskriminierend gemeldet werden.

Und wir als Caritas Köln werden die Sozialen Netzwerke wie den Blog, unsere Facebook-Seite und den YouTube-Kanal weiter dafür nutzen, mit aller Kraft für Menschen einzutreten, die unseren Schutz und Unterstützung brauchen. Das sind Menschen, die zu uns geflüchtet sind, genauso wie Menschen mit sozialen Problemen, Menschen mit Behinderung, Pflegebedürftige, Kinder und Jugendliche.