Kölner Wohlfahrtsverbände demonstrieren vor Rathaus

Was bleibt vom sozialen Köln? Diese Frage stellen sich Wohlfahrtsverbände und freie Träger angesichts Haushaltskonsolidierung und Sparzwang der Stadt Köln und rufen ab 14:00 Uhr zur Demo auf dem Theo-Burauen-Platz vor dem Ratssaal am heutigen Dienstag auf.

Dazu schreibt die Arbeitsgemeinschaft der Spitzenverbände der freien Wohlfahrtspflege in Köln in ihrem Aufruf: “Der Haushalt 2015 wurde von der Stadtverwaltung in den Rat der Stadt Köln eingebracht. Es bleibt eine Deckungslücke im zweistelligen Millionenbereich. Jetzt sollen unsere Kommunalpolitiker entscheiden, wie das Millionenloch zu stopfen ist. Angesichts der vielen Baustellen in unserer Stadt fragen wir uns: Wer kümmert sich nun um unsere Baustellen? Wer hat das soziale Köln im Blick? Wie gelingt es, Strukturen zu erhalten und nicht zu zerschlagen? Weiterlesen

Brandanschlag auf Asylbewerberunterkunft – Ist Tröglitz überall?

Aufgrund des hinterhältigen Brandanschlags auf die geplante Asylunterkunft in Tröglitz fragt sich die gesamte online- und offline-Gemeinde in Deutschland, ob „Tröglitz“ überall oder doch nur in Sachsen-Anhalt sein kann.
Der Sache dient nicht, daraus einen Ost-West-Konflikt zu machen. Auch finde ich es alles andere als beruhigend, dass „Tröglitz“ unverdientermaßen als vermeintliches Synonym für Fremdenfeindlichkeit, wenn es nicht in Sachsen-Anhalt liegen würde, reintheoretisch überall in Deutschland sein könnte. Soll das trösten? Ich will überhaupt kein zweites „Tröglitz“: weder im Westen noch im Osten. Ich würde viel lieber ohne jedes „Tröglitz” leben wollen. Weiterlesen

Linie 1 – Perspektivwechsel

C. Zahn, J. Becker, M. Stankowski v.l. (© joschwartz.com)

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Die Caritas startete mit der KVB letzten Samstag zu einer außergewöhnlichen Straßenbahnfahrt: Vom wohlhabenden, reichen in das arme, weniger betuchte Köln, vom Westen in den Osten der Stadt . Von Lärmschutz über Wahl- und Bürgerbeteiligung, von der Ausstattung der Viertel und ihrer Infrastruktur, von Bildungsfragen und dem Wert von Gemeinwohlgütern bis zu Gesundheits- und Sozialpolitik reichte das Spektrum der Themen. Sie wurden vom Moderator Martin Stankowski, Pfarrer Franz Meurer und dem Kabarettisten Jürgen Becker und vielen kundigen Menschen an Bord vorgestellt.

So weit, so gut. Weiterlesen

Ehrenfeld im Wandel

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

Letzten Mittwoch setzten sich die katholischen Akteure in Ehrenfeld an den Runden Tisch Sozialraumpastoral. Thema waren die Flüchtlinge aus der Erstaufnahmeeinrichtung in der Herkulesstraße und die Arbeitsmigranten aus EU-Mitgliedsländern. Sie alle tauchen im Straßenbild der Venloer auf. Ein buntes, quirliges Wimmelbild: als BettlerInnen vor den Supermärkten, als Querkopf-VerkäuferInnen, als Arbeitssuchende auf dem sogenannten Arbeitsstrich und einfach als PassantInnen. Nachts schlafen einige von Ihnen im Portal der Josefskirche und in städtischen Grünanlagen, selbst im Winter. Wir hören von der drangvollen Enge in der Erstaufnahmeeinrichtung Herkulesstraße: Ganz zu Beginn war das alte Straßenverkehrsamt für 80 Personen geplant. Jetzt sind es an die 600 Personen, davon die Hälfte Kinder. Weiterlesen

Weltflüchtlingstag – wie sich Kölner auf den Zuzug von Flüchtlingen in den Stadtteilen vorbereiten.

Heute ist Weltflüchtlingstag. Täglich sehen und lesen wir über neue und alte Kriegs-und Krisenherde weltweit. Täglich steigt die Anzahl der Flüchtlinge, die Köln zugewiesen wird, auch wenn es nur ein kleiner Teil der weltweiten Flüchtlingsbewegungen ist, der in Deutschland ankommt. Europa schottet sich nach wie vor ab, den wesentlichen Anteil haben die jeweiligen Nachbarländer zu stemmen.

In Köln leben derzeit 3560 Flüchtlinge auf 1 Million Einwohner. Die Stadt hat extreme Probleme, geeignete und menschenwürdige Unterkünfte anzubieten. Händeringend werden Grundstücke in den Stadtteilen für Bebauungen oder sogenannte “temporäre” Unterkünfte gesucht. Wenn sich Hotels anbieten, greift die Stadt in der Not zu, auch wenn Hotels in der Regel nicht den Kölner Leitlinien zur Flüchtlingsunterbringung entsprechen und nach Möglichkeit vermieden werden sollten.

Zurzeit gibt es in vielen Stadtteilen Informationsveranstaltungen zu den geplanten Unterkünften. Sozialdezernentin Henriette Reker und Wohnungsamtsleiter Stefan Ferber stellen sich den Fragen und der Kritik der Bürger im Stadtteil, unterstützt durch Peter Krücker als Sprecher des Runden Tisches  für Flüchtlingsfragen.

So war ich letzte Woche in Longerich in der evangelischen Immanuelkirche, in der es um zwei neue geplante Unterkünfte ging.
Die Reaktionen und Wortbeiträge vieler Longericher haben Mut gemacht. Es scheint eine Dynamik in der Stadt zu geben, sich ein Klima zu entwickeln, in dem diejenigen zu Wortführern werden und andere mitziehen, die sich um gute Nachbarschaft bemühen und das Einleben der Flüchtlinge erleichtern möchten. Ob evangelische oder katholische Pfarrgemeinde, der Lino-Club oder der SKM und viele einzelne Bürgerinnen und Bürger: Sie warben in der Veranstaltung um eine positive Aufnahme der neuen Nachbarn und darum, gemeinsam initiativ zu werden. Weiterlesen

Wo gehört das Essen eigentlich hin?

Ludger Hengefeld ist Leiter der Stabsabteilung Engagement und Zivilgesellschaft

„Essen, wo es hingehört“ – so werben die Tafeln für Ihre Aktivität. Und in der Tat, Essen und Trinken sind nicht gleich verteilt. Neben Luxustempeln, wo eine Mahlzeit für zwei schnell einmal dreistellig werden kann, bieten sich Schnellimbisse aller Herkünfte einen mitunter erbitterten Preiskampf um die billigste Fütterung. Diese Schere geht materiell und kulturell immer weiter auseinander. To Go heißt ein Zauberwort: Du kannst immer Essen haben, wo auch immer, wann auch immer. Aber wenn Essen überall und immer geschehen kann, ist der Wert von Nahrungsmitteln auf die grenzenlose Konsummöglichkeit reduziert – nicht etwa auf die Sättigung, eine gemeinsame Mahlzeit oder andere Werte.
Just in den Tagen, als der spektakuläre Dönerwurf eines Fussballmillionärs ins Gesicht eines Kölner Fußballfans vorübergehend die Schlagzeilen füllte, erschienen im Kölner Stadtbild Aufschriften mit dem leicht veränderten Slogan: Essen wo es hingehört.“ Weiterlesen

Wie sozial ist Köln – jetzt und in Zukunft? Köln hat die Wahl

Am 25. Mai haben die Kölner(innen) die Wahl. An diesem Tag finden neben den Wahlen zum Europaparlament und dem Integrationsrat auch die Wahlen zum Stadtrat und den Bezirksvertretungen statt. Rd. 805 000 Kölner(innen) ab 16 Jahren werden zu den Wahlurnen gerufen. Sie haben die Möglichkeit, ihre Stimme abzugeben und damit Einfluss darauf zu nehmen, wie sich Rat und Bezirksvertretungen zusammensetzen und welche Politik in den nächsten fünf Jahren in und für Köln gemacht wird. Für welche Partei und welche politische Mannschaft sich die Wähler(innen) auch immer entscheiden, bleibt ihnen überlassen und das Geheimnis zwischen ihnen und ihrem Wahlzettel. Man kann nur hoffen, dass die Wähler(innen) sich ihrer Entscheidung und Verantwortung bewusst sind, sich im Vorfeld sorgfältig mit politischen Inhalten auseinandersetzen und sich nicht von stumpfsinnigen, undemokratischen und inhaltlosen Parolen täuschen lassen oder politischen Scharlatanen und Brandstiftern aufsitzen. Weiterlesen

Das Alter ist und bleibt relativ!

„Wenn 24 Mio. Einwohner über 65 Jahre alt sind“ so lautete vor einigen Wochen eine Überschrift in der Zeitung Die Welt. „Was dann?“ war mein spontaner Gedanke, ehe ich den Artikel weiter las. Ausführlich wurden die demographischen Zahlen dargestellt und unter jedwedem Blickwinkel beleuchtet. Wie wirkt sich der mit der „Alterung“ der Gesellschaft verbundene Bevölkerungsrückgang statistisch aus? Wie lauten die mit der alternden Bevölkerung einhergehenden Herausforderungen für das Arbeitskräfte-Angebot der Wirtschaftskraft Deutschland? Wie wirkt sich der demographischer Wandel auf die Sozialsysteme, das Wohnen und den Städtebau oder regional aus?

Mit Sicherheit alles richtige und wichtige Erkenntnisse. Vor allem aber Erkenntnisse, die alles andere als neu sind. Schwierig wird es immer, und das ist dem Artikel mit Sicherheit nicht zu unterstellen, wenn die demographische Entwicklung unterschwellig der älteren Generation zum Problem gemacht wird. Weiterlesen

„Heuschrecken“ in Chorweiler

Bezahlbarer Wohnraum in Köln ist knapp. Auch die Finanzen der Stadt sind knapp. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die Stadt Köln Entwicklungen im sozialen Wohnungsbau zulässt, die Wohnungen eher verkommen lässt, als sie für eine nachhaltige Nutzung mit Unterstützung ordentlicher Investoren zu sichern.

Neuestes Beispiel: Die für Januar geplante Versteigerung von 1200 Wohnungen in einem Hochhauskomplex im Zentrum von Chorweiler, der unter Zwangsverwaltung steht. Weiterlesen