Eine besondere Herausforderung: Alleinerziehend als Migrantin

Gastbeitrag der Journalistin Christina Rinkl mit freundlicher Genehmigung, Erstveröffentlichung im Blog https://www.getrenntmitkind.de/start.html:

Foto: pixabay

Alleinerziehend – und fremd in Deutschland. Wie fühlt sich das an? Diese Woche war ich auf einer interessanten Fachtagung der Alleinerziehendenpastoral vom Erzbistum Köln. Das Thema: „Kultureller Vielfalt neugierig und achtsam begegnen“. Es ging um die Belastungen von Alleinerziehenden mit Migrationshintergrund und um spannende kulturelle Unterschiede in der Erziehung. Bei den Vorträgen der Internationalen Familienberatung der Caritas habe ich einiges gelernt. Zum Beispiel, dass afrikanische Mütter mit ihren Babys ganz anders umgehen als wir. Und dass wir andere nie fragen sollten: „Wo kommst du denn eigentlich her?“

Wenn Rubeth Feria de Klinkert in einer Bäckerei Brötchen kaufen will, verzweifelt sie regelmäßig. Fast immer, wenn die gebürtige Peruanerin „Drei Brötchen bitte“ bestellt, hört sie ein verständnisloses: „Wie bitte?!“ „Ich kann dieses Wort einfach nicht aussprechen: BRÖTCHEN. Auch wenn sich die Verkäuferin doch bestimmt denken kann, was ich von ihr möchte.“
Inzwischen hat Rubeth ihre eigene Lösung gefunden, wie bei so manchen anderen Dingen des Lebens auch. „Ich bestelle in der Bäckerei jetzt einfach nur noch Semmeln. Das funktioniert.“ 

Rubeth Feria de Klinkert, Foto: Christina Rinkl

Die  Mutter eines 14-jährigen Sohnes lebt inzwischen schon 25 Jahre in Köln. Sie kam damals aus Peru zum Studium hier her, an der Uni Bonn hat sie unter anderem Ethnologie und Religionswissenschaften studiert. Sie verliebte sich in einen deutschen Mann, heiratete und bekam einen Sohn. Als dieser sechs Jahre alt war, verstarb ihr Mann an einer schweren Krankheit. „Seitdem bin ich alleinerziehende Witwe“, sagt sie. Wenn sie ihre Lebensgeschichte anderen erzählt, erfährt sie häufig Mitleid: „Oh, du Arme.“ „Andere Alleinerziehende werden kritischer beäugt“, so ihre Erfahrung. „Da denken viele, hmm, diese Frau ist getrennt, irgendetwas muss sie wohl falsch gemacht haben.“ Fair findet Rubeth Feria de Klinkert das nicht. „Denn letztendlich sind wir doch aller in derselben Situation.“Sie weiß, dass Getrennt- und Alleinerziehende oft mit Vorurteilen zu kämpfen haben. Nach dem Motto: „Die hat Kinder, die ist alleinerziehend, das ist ja alles schwierig.“ Anderen Frauen rät sie deswegen: „Legt den Fokus in den Gesprächen auf eure berufliche Kompetenz. Erzählt, was ihr alles macht und gemacht habt. Sprecht nicht als erstes darüber, dass ihr Kinder habt und großartige Mütter seid.“ Zwei Fragen hört die Kölnerin immer wieder: „Und wo kommst du eigentlich her?“ Und: „Wie lange leben Sie denn schon in Deutschland?“  Der Grund ist klar: „Weil die anderen auf den ersten Blick sehen, dass ich Latina bin.“  Viel charmanter und netter findet sie allerdings die Frage: „Wo liegen eigentlich Ihre Wurzeln?“  Weiterlesen