Vater + Mutter + Kind = Familie? Für eine neue Familienpolitik.

In den zahlreichen Gesprächen der Parteien und den Berichten der Medien über die Bildung einer neuen Bundesregierung spielte immer auch das Thema „Familie“ eine große Rolle: Wird das Kindergeld erhöht? Wie kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden? Was passiert mit den Kindertageseinrichtungen und Schulen in Deutschland? All das sind Fragen, die in den Forderungskatalogen der Parteien auf ganz unterschiedliche Weise aufgeworfen und beantwortet werden.

Doch was heißt eigentlich „Familie“? Spannend zu beobachten ist, dass die klassischen politischen Initiativen in den meisten Fällen davon ausgehen, dass die Familie aus drei Teilen besteht: Dem Vater, der Mutter und dem bzw. den Kind(ern). Auch die meisten so genannten familienpolitischen Maßnahmen werden in diesem Zusammenhang gefasst. Dabei wandelt sich die Familie genauso, wie sich die Gesellschaft wandelt: Mittlerweile gibt es ganz unterschiedliche „Lebensformen“, die aber, wenn man die Menschen befragt, alle unter dem Begriff der Familie genannt werden: Weiterlesen

Angst essen Seele auf

In einer Ausländerkneipe, in die sie vor dem Regen geflohen ist, lernt die etwa sechzigjährige Witwe Emmi Kurowski (Brigitte Mira), die als Putzfrau arbeitet, den mindestens zwanzig Jahre jüngeren Marokkaner Ali (El Hedi Ben Salem) kennen. Ali tanzt mit Emmi. Sie reden miteinander. Er begleitet sie nach Hause. Er zieht zu Emmi. Schließlich heiraten sie. Für die anderen ist diese Eheschließung ein Skandal: Emmis erwachsene Kinder schämen sich ihrer Mutter. Die Nachbarn tuscheln. Der Kolonialwarenhändler weist Emmi aus dem Laden. Emmis Arbeitskollegen verachten sie. Als Emmi Angst vor der unerwarteten Entwicklung verspürt, versucht Ali sie zu beruhigen: „Nix weinen. Nix Angst. Angst essen Seele auf!“.

Dieser letzte Filmtitel gebende Satz aus dem Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974 ist ein Zitat, das vielen von uns geläufig ist. Es gibt in wunderbarer und erschreckender Weise die Stimmungslage in unserer Bevölkerung, zumindest bei einem Teil wieder. Was ich nicht kenne, macht mir Angst. Furcht und Angst zu haben, ist nichts Schlimmes. Es ist menschlich. Es betrifft oft individuelle Bereiche: Angst vor Krankheit eines Angehörigen, Furcht vor materieller Armut oder Sorge um den Arbeitsplatz. Angst und Furcht haben, darf man. Wir dürfen sie aber nicht die Überhand gewinnen lassen. Ein Geist der Furcht und Angst ist das, was wir fürchten sollten. Schlimm ist ein Klima, das Angst zulässt, in dem andere bewusst für ihre Zwecke allgemeine Ängste schüren. Weiterlesen