Auf dem Weg zur Inklusion

Rund 60 Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 7 und 14 Jahren tummeln sich während „Ferien zu Hause“ in den Sommerferien im Kinder- und Jugendzentrum GOT Elsaßstraße. Die Kids haben die verschiedensten Hintergründe: Manche kommen aus dem Veedel, manche von weiter weg, einige sind in Köln geboren, andere haben eine Fluchtbiographie und sind grade erst in Köln angekommen. Als wir vor drei Jahren eine Kooperation mit der Lebenshilfe starteten, sodass auch Kinder und Jugendliche mit Behinderung bei „Ferien zu Hause“ teilnehmen konnten, wurde die Gruppe noch vielfältiger.

Natürlich musste das Ferienprogramm auf die speziellen Bedürfnisse angepasst werden, Ausflüge mussten verändert, oder Alternativen angeboten werden, Tagesabläufe anhand von Piktogrammen dargestellt werden, wir brauchten „Ruheräume“. Wir waren ja nun richtig inklusiv! Aber waren wir das auch? Nein, zugegebenermaßen am Anfang nicht. Es war ein Nebeneinander. Die Kinder mit Behinderung hatten zwar eine durch die Lebenshilfe organisierte 1:1 Betreuung und es fanden verschiedene Vortreffen statt, aber für viele Mitarbeitende der GOT war die Arbeit und der Umgang mit behinderten Kindern neu. Und ja, es gab Berührungsängste, das Gefühl etwas falsch machen zu können, sodass im ersten eigentlich „inklusiven Ferienprogramm“ ein Nebeneinander entstand. Die Lebenshilfe kümmerte sich um „ihre Kids“ und das GOT-Team kümmerte sich um „die anderen“.

Die 60 Kids schien das alles überhaupt nicht zu interessieren. Wir können uns noch erinnern, dass wir im Vorfeld große Sorge hatte, dass die Kinder mit Behinderung von anderen Kids ausgegrenzt, gar ausgelacht werden könnten. Zig fiktive Situationen und mögliche Lösungsstrategien gingen uns durch den Kopf. Nichts davon ist eingetroffen. Es wurde nicht einmal von einem Kind überhaupt thematisiert. Es kamen auch keine Fragen à la „Was hat der denn? Warum schreit der so? Ist der behindert?“ Es gab unter den Kindern auch keine Berührungsängste. Zugegebenermaßen hat uns das zuerst irritiert. Und dann unglaublich gefreut. Bei den Kids lief also alles wie aus einem inklusiven Bilderbuch.

Dann mussten wir das nur noch im Team hinkriegen, bzw. zu einem Team werden. Aber wir haben in den Jahren gemeinsam gelernt, reflektiert und ausprobiert. Jetzt fühlt es sich an wie ein Miteinander.

Letztlich haben uns die Kinder und Jugendlichen im Ferienprogramm vorgelebt wie Inklusion gelingen kann. Statt darauf zu achten, was an den anderen „komisch“ ist oder was nicht zusammen möglich ist, haben die Kids schnell entdeckt, dass es viel gibt, was sie gemeinsam spielen und unternehmen können. Es scheint, als hätten die Besucher*innen längst verinnerlicht, dass alle Kinder und Jugendlichen auf Ihre Art verschieden sind. So spielte es keine Rolle ob nun jemand auf Grund einer Behinderung oder mangelnder Deutschkenntnisse nicht spricht, wichtig ist die Frage, ob zusammen gebastelt, getanzt oder Fußball gespielt werden kann.

Ein Gastbeitrag von Tanja Anlauf, Stellvertr. Einrichtungsleitung Kinder- und Jugendzentrum GOT Elsaßstraße

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