Weihnachten kommt. Weihnachten kommt?

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Weihnachten kommt in diesem Jahr so schnell…
Wir sind doch noch nicht fertig!? Baustellen überall…
Ob das unsere bundespolitische Baustelle „Regierungsbildung“ ist, ob es die Baustelle „Europa: Sein oder nicht sein?“ ist, oder die Baustelle „Menschenrecht auf Asyl“: Die Regierungen haben Schwierigkeiten, den Platz für Menschlichkeit zwischen Grenzzäunen und Lagern oder Gesetzen und Richtlinien einzubauen und aufrecht zu erhalten. Antwort: Ja, das kommt noch… Aber erst später, im Moment ist anderes wichtig! Wir wollen zuerst das Rechte (!?) tun…

Noch wackelt alles – oder es wird so statisch, dass menschliches Leben keine Rolle mehr spielt bzw. spielen kann. Vielleicht mauern wir einfach alles zu, so doch auch die Idee für den Ebertplatz. Dann haben wir jedenfalls keine Probleme mehr…
Köln ist sowieso Baustelle. Bietet Köln Raum? Für wen oder was? Und wie lange dauert das? Und wenn es dann fertig ist – hält das auch? Wir haben eine schnelllebige Zeit und Materialien werden scheinbar auch schneller alt. Der Bezirk Kalk unterscheidet sich da nicht. Die Baustellen an der Hauptstraße oder auf dem Fabrikgelände, oder im nächsten Jahr im Caritas-Zentrum Kalk…

Auch wir sind hier auf einer Baustelle gelandet: Als Vorhut, als Standortentwicklung für die „Perspektivberatung“ befinden wir uns jetzt auf dem Areal „Klarissenkloster“, wo zumindest die Baupläne schon mal eine gewisse Klarheit haben.
Die Menschen, die uns aufsuchen, sind ein wenig irritiert, verfolgen aber mit Interesse – jedenfalls so lange es draußen hell ist – die Baumaßnahmen. Sie suchen Beratung, ein wenig Zuflucht, auf einem ihnen auch aus anderen Zusammenhängen bekannten staubigen Gelände.

Ich weiß nicht: Jesus, als Du geboren wurdest, da muss es doch auch recht staubig gewesen sein? Im Stall in der Krippe bei den Tieren und den Temperaturen? Auf den Bildern sieht es ja meistens ganz gemütlich aus. Aber so gemütlich war es wohl nicht – mit der Angst, dem fehlenden Raum für Deine Eltern und Dich, den unklaren Aussichten?
Gott hat ja dann auf den LICHTschalter gedrückt und einen großen Stern erscheinen lassen. Das hat tatsächlich vielen Orientierung gegeben, neue Wege aufgezeigt, Perspektiven ermöglicht. Vielleicht wird hier draußen auf dem Platz neben dem Klarissenkloster ja auch Licht – nach Deinem Geburtstag vielleicht? Gott hatte Dich doch geschickt, damit Du die Erde mit uns Menschen, nein, für uns Menschen erhellst? Kommst Du Weihnachten auch wieder, ich meine, wirst Du da deutlicher?

Es wird Zeit für eine Perspektivberatung für uns Christinnen und Christen, oder, nein, für alle! Deine Eltern und Du – Ihr wart doch auch Flüchtlinge? Ihr habt Herberge gesucht und nur einen Platz im Stall erhalten. Die Flüchtlinge können und wollen das Wort „Flüchtling“ oder „Geflüchteter“ übrigens inzwischen nicht mehr hören. Sie fühlen sich damit reduziert. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass Du in meinem Religionsunterricht je Flüchtling genannt worden wärest… Du warst Kind und Jugendlicher, manchmal etwas ungeduldig und bist Leitfigur – vielleicht sogar zeitweise Leidfigur – geworden. Du warst so ganz Mensch – und heute bist Du viel mehr als ein einzelner Mensch.
Irgendwie erscheinst Du heilig. Du hast so viel geschafft und geschaffen, so viele Wege aufgezeigt. Wir wollen Dir nacheifern – ich meine, wir alle, mit und ohne gute und schlechte Erfahrungen. Wir wollen Mensch sein. Wir wollen menschlich handeln. Wir wollen etwas Gutes für die Menschen und die Erde tun. Machst Du uns das Licht an? 

O.k., wir helfen Dir, wir machen es einfach auch ein wenig heller! Wir werden zu Weihnachten viele Kerzen anzünden. Und dieses Licht wird Wärme in die Herzen und Köpfe ausstrahlen – und plötzlich werden wir besser sehen, fühlen, denken können.
Wir freuen uns schon auf das neue Jahr!
Wirst Du da und sichtbar sein? Das wäre toll!
Wir könnten zusammen die Baustellen aufräumen, Klarheiten schaffen, den Staub wegblasen und wieder frei atmen. Mit Dir, und all den anderen Menschen, die wie Du abenteuerliche Wege gegangen sind, existentielle Erfahrungen gemacht haben –und so viel Mut dabei gezeigt haben!!! – fühle ich mich stark. Alle zusammen
werden wir im neuen Jahr eine starke Gemeinschaft sein!

Ein Gastbeitrag von Susanne Rabe-Rahman, Leitung Perspektivberatung für Flüchtlinge und Interkulturelles Zentrum

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